Dienstag, 15. August 2017

Hochgeschwindigkeitszug auf Türkisch

Nach Ölschiffen und Raffinerien folgen karge Berge und ein hübsches Tal. Mit 256 km/h ohne Lärmschutzwand mitten durch den Ort. Im Tunnel unter einem überdimensionierten Atatürk-Denkmal hindurch. Kurz darauf bei Sonnenuntergang am schlecht angebundenen Bahnhof von Polatli mitten in der Pampa halten. Und währenddessen laufen auf den Monitoren über dem Mittelgang seltsame Filme, die seltsame Produkte wie z. B. große Vogelflügel, die man sich an den Arm hängen kann, bewerben. Im Wechsel mit Videos, die z. B. erklären, wie man ein Ei trennt oder eine Sonnenbrille als Handyhalter verwendet. Wir nennen es Frag-Mutti-TV. Die Landschaft ist schön, aber die Strecke wird im Lauf der nächsten Jahre leider mit vielen neuen Tunnels beschleunigt und somit verlangweilt. Wir beobachten moderne Baustellen und uralte Traktoren. Mähdrescher gibt es scheinbar keine, kleine Heuballen werden händisch aufgespießt. Ob in den immer wieder auftauchenden kleinen Zeltsiedlungen die Erntearbeiter ihr Werkzeug lagern, oder ob es sich um syrische Flüchtlingssiedlungen handelt, können wir nicht erkennen. Und während der Zug weiter der Hauptstadt entgegeneilt, vergleiche ich diese Fahrt von Istanbul nach Ankara mit einer Fahrt von Barcelona nach Madrid. Dort ist die Landschaft sehr ähnlich, der Zugtyp genau derselbe und die Hauptstadt ebenfalls mitten im Nirgendwo. Kleinasien als Spiegelung der iberischen Halbinsel? Vielleicht. Aber es ist schon zu dunkel, um weitere Vergleiche ziehen zu können.






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