Samstag, 19. August 2017

Russische Ruppigkeit (Batumi)

So ganz habe ich den Übergang von türkischer Gastfreundschaft zu russischer Ruppigkeit noch nicht verdaut. Der Grenzübergang von der Türkei nach Georgien erschien uns wie der Wechsel in einen anderen Kulturkreis. Auf einmal wurde überall gedrängelt und geschubst, am Zebrastreifen extra Vollgas gegeben und mit stinkenden Angeberkarren die Luft verpestet. Der deutlich härtere Klang der georgischen Sprache gegenüber dem Türkischen und die schwüle Hitze verstärken das Gefühl noch mehr, dass ich nichts lieber möchte als zurück in die wunderbare Türkei. Ich hoffe, dass Batumi – das im August regelrecht von russischen Touristen überschwemmt ist – die unrühmliche Ausnahme ist und der Rest von Georgien so gastfreundlich und nett ist wie immer alle behauptet haben.

Batumi wird uns morgen früh auf den dritten Blick vielleicht besser gefallen. Auf den ersten Blick war es „um Himmels Willen, ich will sofort wieder raus aus dieser Abgashölle“, auf den zweiten Blick war es eine Mischung aus New Orleans (Altstadt) und Las Vegas (Glastürme, Casinos und Illuminationsquatsch an der Waterfront), nur eben in uncool und voller unfreundlicher Russen. Wobei Mann hier gerne bauchnabelfrei trägt und seinen sibirischen Speck stolz vor sich herträgt, während Frau nach Parfüm stinkt und Kind mit Quad, Segway oder Fatbike – bei Dunkelheit ohne Lichte – an der Promenade entlangheizt und Fußgänger gefährdet. Früh übt sich, was ein russischer Prolet werden will.

Aber jetzt mal zu den positiven Seiten: Ganz anders als in Anatolien sprechen die Einheimischen hier ein gutes Englisch, sodass die Hand-und-Fuß-Konversationen vorerst beendet sind; die Toiletten sind deutlich sauberer als in der Türkei; die Altstadt ist wirklich hübsch; das Abendessen war lecker (mein Magen scheint wieder Nahrung aufnehmen zu können); und mal am Meer sein hat schon auch was. Dennoch muss man für den heutigen Tag zusammenfassen, dass eindeutig der Weg das Ziel war: Die Busfahrt von der trockenen Steppe durch die Hochgebirgsschluchten bis zu den Teeplantagen an der feuchten Schwarzmeerküste. Und auch die etwas abenteuerliche Mit-dem-Minibus-an-der-Küste-entlangrasen-dann-zu-Fuß-über-die-Grenze-dann-wieder-verrückter-Minibus-Passage von Hopa nach Batumi hatte im Nachhinein betrachtet durchaus ihren Reiz, auch wenn die Suche nach einem Minibus in Hopa ein bisschen anstrengend war. Für Batumi selbst warte ich jetzt einfach den dritten Blick morgen früh ab.

Teeplantagen an der feuchten Schwarzmeerküste

Hopa

Der Grenzübergang von der Türkei nach Georgien erschien uns wie der Wechsel in einen anderen Kulturkreis

eine Mischung aus New Orleans...

...und Las Vegas




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