Dienstag, 15. August 2017

Die deutsch-türkische Buchhandlung (Istanbul)

Das Buch, das ich gekauft habe, trägt den Titel „Die Brücke von Istanbul“. Es gelingt mir selten, eine Buchhandlung zu verlassen, ohne ein Buch gekauft zu haben. In diesem Fall ist es schier unmöglich. Die Deutsch-Türkische Buchhandlung in der großen Fußgängerzone İstiklal Caddesi – die derzeit vor allem eine große Baustelle ist – habe ich innerhalb weniger Sekunden in mein Herz geschlossen. Eine wunderschöne, gut duftende Mischung aus Café und Buchgeschäft, im Dienste des deutsch-türkischen Kulturaustausches mit einer bunten Mischung aus türkischem Kaffee und Club-Mate, Hermann Hesse auf Türkisch und Elif Shafak auf Deutsch. Ich muss an die jüngste Forderung von Cem Özdemir denken, neben dem deutsch-französischen Gemeinschaftssender Arte doch endlich auch mal einen deutsch-türkischen Gemeinschaftssender zu gründen, um das Verständnis und die Verständigung dieser beiden so eng miteinander verbundenen Völler zu verbessern. Wo ich so durch die Buchhandlung streife und darüber nachdenke, wie sehr Deutschland und die Türkei miteinander verzahnt sind, denke ich mir: Recht hat er!

Das Buch „Erdogans Griff nach der Alleinherrschaft“, bei dem ich durchaus Bedenken hatte, es in die Türkei einzuführen – und dessen Lektüre ich wärmstens empfehlen kann, wenn man die aktuellen und vergangenen politischen Prozesse in der Türkei besser verstehen will! – gibt es hier auch zu kaufen. Genau wie Bücher von und über Fethullah Gülen. Da hätte ich gedacht, dass sie vom Erdogan-Regime längst verboten wurden. Vielleicht steht es um die Meinungsfreiheit in der Türkei doch noch nicht so schlimm, wie deutsche Medien behaupten. Ich könnte es die deutschsprachige Verkäuferin fragen. Ich könnte sie auch fragen, ob mich mein Eindruck täuscht, oder ob es in Istanbul wirklich viel weniger deutsche Touristen und dafür viel mehr kopftuchbedeckte und vollverschleierte Frauen gibt als noch vor zwei Jahren. Ich könnte sie fragen, was sie von der rasanten Umgestaltung des angrenzenden Viertels hält, wo in direkt benachbarten Gebäuden Eisen geschmiedet und Hipsterkaffee gekocht wird. Ich könnte sie so vieles fragen. Aber hinter mir ist eine Schlange, ich möchte niemanden aufhalten. Also frage ich nur ganz banal, ob ich ein Foto vom Geschäft machen darf. Darf ich.

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