Freitag, 1. September 2017

Welcome to Iran (Astara)

Der heutige Vormittag war ein rechtes Abenteuer. Nach der bequemen Nachtzugfahrt am Kaspischen Meer entlang – wobei mir unser allzu gesprächiger Abteilgenosse schon ein bisschen auf den Sack ging – haben wir unser letztes aserbaidschanisches Geld dafür ausgegeben, mit dem Taxi zur Grenze zu fahren. So wie alle anderen Zugfahrgäste auch mit einem Taxi zur Grenze gefahren sind. Würde man einfach den Zug drei Kilometer weiterfahren lassen – die Gleise dafür liegen bereit –, wäre wohl das halbe Dorf arbeitslos. So sind die Dorfbewohner alle Taxifahrer. Und ich bin endlich mal mit einem Lada gefahren. Und zwar mit dem schnellsten von allen: Trotz anfangs nicht befestigter Straße, großen Schlaglöchern und dem reifen Alter des Fahrzeugs haben wir alle anderen Taxis überholt und abgeschüttelt.



An der aserbaidschanisch-iranischen Grenze blieb noch genug Fußweg übrig, um ins Schwitzen zu kommen. Es war nämlich auch schon am frühen Morgen extrem heiß. Beide Länder führen ein ganz schönes Theater auf, mit Rucksack scannen (sinnloserweise sowohl bei der Ausreise aus Aserbaidschan als auch direkt danach bei der Einreise in den Iran), Gürtel ausziehen und Visum vorzeigen (auch bei der Ausreise! Trotz Einreisestempel wurde nochmal das Visum kontrolliert, zum Glück hatte ich noch eine ungefähre Ahnung, wo ich den Zettel hingepackt hatte). Im Iran gab es für uns beide dann eine kleine Sonderbehandlung, wo ich all die Fragen, die ich im Visumantrag bereits beantwortet hatte, nochmal beantworten durfte. Und zwar nur ich, die Frau spielt seit dem Grenzübertritt keine Rolle mehr. Der Grenzbeamte hat Beruf, Reiseroute etc. handschriftlich (natürlich von rechts nach links) notiert, bevor ich dann („Welcome to Iran!“) per Handschlag im Land begrüßt wurde – auch den Handschlag gab es nur für mich.

Im Jahr 1379 des islamischen Kalenders angekommen warteten vor dem Grenzzaun dann die ersten iranischen Eindrücke auf uns. Diese Eindrücke hatten entweder ein Geldbündel oder einen Taxischlüssel in der Hand und haben mich so penetrant begrapscht (auch wieder nur mich), dass sie von mir erst recht nichts gekriegt haben. Wir hatten ja weder aserbaidschanisches noch iranisches Geld, sodass sie uns eh nicht weiterhelfen konnten. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch gehofft, dass uns ein Geldautomat weiterhelfen würde. Viele Schweißtropfen und acht Geldautomaten später war klar, dass uns Geldautomaten im Iran nicht weiterhelfen. Ein erstes Indiz für die internationalen Sanktionen. Wir standen also ohne Geld und ohne die geringste Ahnung, wo der Busbahnhof ist mit unserem schweren Gepäck irgendwo in der Hitze von Astara. Bis uns ein plötzlich auftauchendes Exchange Office (zum Glück hatten wir noch Euroscheine dabei!!) und ein Taxifahrer (es waren wirklich noch 5 Kilometer bis zum Busbahnhof, die 50 Cent für die Taxifahrt haben sich also gelohnt) gerettet haben. Jetzt sitzen wir als einzige Ausländer im wenig einladenden Busbahnhof von Astara und harren der Busse, die da fahren. Welcome to Iran!

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