Freitag, 1. September 2017

Im Busbahnhof von Astara

VIP kann ich lesen. Und Volvo. Alles andere, was hier so auf den Scheiben klebt und blinkt, ist persisch und somit für mich nicht zu entziffern.

Wir sitzen noch immer im Busbahnhof von Astara. Ein Raum von vielleicht 30 auf 10 Metern, mit etwa 10 Menschen. Mit ziemlich hässlichen Bodenfliesen. Und mit sechs verschiedenen Verkaufsräumen. Einer davon verkauft Mineralwasser und Motoröl, die anderen fünf vermutlich Bustickets. So einfach ist es aber nicht, ein Ticket in die Hauptstadt Teheran zu kaufen. Niemand spricht englisch, niemand scheint so richtig motiviert zu sein. Der Erste schickt uns zum Nächsten, der Nächste schickt uns zum Übernächsten. Würden nicht drei echte Busse hinter dem Gebäude stehen – die ersten richtigen Überland-Linienbusse seit der Türkei –, ich würde das Ganze für eine Busbahnhof-Attrappe halten. Einer sagt, dass sein Bus um 12 Uhr nach Teheran startet. Genau derselbe erklärt später, dass sein Bus erst um 19 Uhr fährt. Ein anderer sagt, dass sein Bus um 11 Uhr nach Teheran fährt. Da ist es gerade 10:47 Uhr. Passt doch perfekt! Schnell zwei Tickets kaufen (Markus) und ein bisschen Proviant organisieren (Arnika), dann geht’s los. Arnika – seit der Grenze vorschriftsmäßig unter einem Kopftuch versteckt – muss sich zwar vom Bäcker mit „Heil Hitler!“ begrüßen lassen, kriegt das mit dem Proviantkauf aber hin. Ich das mit dem Ticketkauf nicht. Der unsympathische Fettwanst vom Verkaufsschalter bestimmt, dass ich in der Halle sitzen bleiben soll, er hat anscheinend noch keine Lust auf Fahrkartenverkauf.

Um 11 Uhr fährt dann tatsächlich ein Bus. Was sollen wir machen, einfach ohne Fahrkarte einsteigen? Nein, denn der Bus fährt anscheinend gar nicht nach Teheran Der nächste Bus nach Teheran soll jetzt plötzlich erst um 13 Uhr starten. Aber kann ich dann jetzt wenigstens ein Ticket kaufen? Ich kann, wenn auch ständig unterbrochen von lautstarken Diskussionen und scheinbar willkürlichen Geldscheinübergaben. Der Dickwanst vom Ticketschalter drückt mir irgendeinen komischen Zettel in die Hand. 10 Minuten später kassiert er 700.000 Real, deutlich unter 20 €, von mir. Nach dem Bezahlvorgang druckt und stempelt er verschiedene Zettel, aber keinen davon gibt er mir. Soll doch der Zettel von vorhin schon der Fahrschein sein? Ich habe keine Ahnung, was da draufsteht. Ich frage einen anderen mutmaßlichen Kunden, der scheinbar ein bisschen Englisch kann. Er bestätigt glaube ich, dass das ein Ticket nach Teheran ist und tippt in seine Smartphone-Tastatur „13.30“. Jetzt soll der Bus also erst um 13:30 Uhr fahren? Das wären noch über zwei Stunden. Aber besser als 19 Uhr. Wir beschließen, im Busbahnhof zu bleiben und zu schauen, was passiert. Bislang noch nichts.

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